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Carolin Eberhardt

Die Nixe von Weimar

Sind Nixen gut oder böse? So einfach lässt sich die Frage nicht beantworten. In einer Auswahl von Weimarer Sagen wird die Ilmnixe Erlinde vorgestellt. Unheimlich mutet sie oft an und zugleich wunderschön und bezaubernd. Die Illustrationen wurden von einer 5. Klasse des Goethegymnasiums in einnem literisch-künstlerischen Projekt gestaltet. 

Gottlieb Hiller

Gottlieb Hiller

Carola Henke

Kein gemachter, sondern ein geborener Dichter sei er, sagte nach einer Begegnung 1805 in Halberstadt Ludwig Gleim über Gottlieb Hiller.
Welch ein Lob für den am 20. Oktober 1778 in Landsberg zur Welt gekommenen Mann.
Gottlieb wuchs in sehr einfachen Verhältnissen auf. Der Vater, Hansjörge Hiller, starb kurz nach seiner Geburt. Die Mutter heiratete den Tagelöhner Andreas Belger aus dem benachbarten Köthen. Hier wuchs Gottlieb auf und trug dazu bei, den kargen Lebensunterhalt „im Schweiße des Angesichts" für die Familie mitzuverdienen, eine Herausforderung, die er zeitlebens annahm.
Die Köthener Stadtschule konnte er nur einige Winter lang besuchen, mit 16 Jahren musste er die Schulausbildung beenden, um als Fuhrknecht zu arbeiten. Körperlich war diese Arbeit nur schwer für ihn zu bewältigen, so dass er später aus Weidenruten und Stroh Körbe, Fußmatten und Taubennester geflochten hat.

Hiller war schon als Schüler wissbegierig. Neben seiner anstrengenden Arbeit las er nun was ihm in die Hände kam und eignete sich autodidaktisch die Bildung der Aufklärung an. Er vertiefte sich in Bibeltexte, setzte sich intensiv mit den Schriften von Thomas Paine und Christoph Martin Wieland auseinander und liebte die Fabeln von Christian Fürchtegott Gellert.

Im Herbst 1801 schrieb er sein erstes Gedicht:

An eine grüne Schote
Köthen im Herbst 1801

 

Du Schwester kleiner Frühlingstöchter!
Wie seh´ ich hier dich noch so spät?
Dich hat gewiß ein Gartenwächter
Noch mit besondrem Fleiß gesät?
Denn bloß durch Macht der eignen Kräfte,
Beim Mindertrieb der Erdensäfte,
Im gleichen Gange der Natur, -
Hast du dich nicht bisher erhalten,
Bis zu der Zeit, da schon die Flur
Vom Grün entblößt ist, und in Falten
Sich's Blatt vom stärkern Baume legt,
Wo's bald der Reif zu Grabe trägt.

Dies gibt mir den Gedanken ein:
Daß Menschenkunst, durch Zeit geläutert,
Noch stärker als Natur kann sein;
Da stets die Kunst sich mehr erweitert,
Und nicht in engen Grenzen endet;
Indeß Natur im steten Einerlei
Die Kräfte niemals so verwendet,
Daß hoher Vorschritt möglich sey.
Mein Geist schwingt sich mit Heiterkeit
Zu der noch fernen goldnen Zeit,
Zum Punct wo sich in reinsten Schmelze
Der Kern der Wissenschaften eint,
Und uns im Silberblick erscheint;
Wo frei, gereinigt von der Spelze
Der Thorheit, helle Wahrheit strahlt;
Und wo beim Auf- und Niedergehen
Die Sonne Gottes nur bemalt,
Was jener Prüfung kann bestehen.

 

Das Gedicht wurde in den „Bernburger wöchentlichen Anzeigen" abgedruckt, spätere folgten.
Der „Köthener Naturdichter" fand Aufmerksamkeit und Gönner.

Der erste Gedichtband erschien 1805 in Köthen und es folgten Einladungen von den Dichtern Gleim, Goethe, Seume und Wieland. Fand Ludwig Gleim überschwängliche Worte für den jungen Dichter, urteilten Johann Wolfgang von Goethe, er schrieb 1806 eine Rezension zu Hillers Buch, und Johann Gottfried Seume etwas nüchterner, was ein Zitat Seumes belegt „Hiller ist mir wegen der Unbefangenheit und Schlichtheit seine Characters werth geworden, wenn ich auch den Werth seiner Verse nicht so hoch anschlage, als es vielleicht manche seiner wärmern Anhänger wünschen".


Seine außergewöhnliche Laufbahn und Persönlichkeit trugen ihm Einladungen in zahlreiche Fürstenhäuser ein. Der Preußenkönig empfing Gottlieb Hiller 1803 in Potsdam. In einer „Reisebiographie" berichtet Hiller in Briefform über ein langjähriges Wanderleben, das ihn durch Sachsen, Böhmen, Ungarn und Österreich ziehen lies. Die zahlreichen neuen Eindrücke finden sich in Aufsätzen, Reiseschilderungen und den Gedichten wieder und nehmen nun auch Bezug auf zeitgeschichtliche Fragen wie das „Friedenslied" aus dem Jahr 1816.

Gottlieb Hiller verbrachte nach längerer Zeit im oberschlesischen Ratibor und Köthen seine letzten Jahre in Bernau bei Berlin, wo er am 9. Januar 1826 verstarb. Die Sammlung seiner Gedichte und autobiographischen Aufzeichnungen wurden zu Hillers Lebzeiten viermal verlegt. Neuaufgelegt finden wir seine bekanntesten Gedichte in Anthologien der Region.

Gedacht wird dem Landsberger Kind in seinem Heimatort durch eine nach ihm benannte Straße, eine Straße die die Verbindung schafft zwischen einer modernen Schule und dem historischen Kapellenberg. Ein guter Start für den Weg in die Welt - ganz nach dem Vorbild von Gottlieb Hiller.

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Quellen und Literaturhinweise:

  • Dichter in Anhalt: ein Lesebuch zur Literaturgeschichte/Hrsg. Bernd Gerhard Ulbrich. -Halle (Saale):
  • Anhaltische Verlagsgesellschaft, 2002
    Gelehrte in Anhalt/Bernd Gerhard Ulbrich. -Dessau: Anhaltische Verlagsgesellschaft, 1994
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