In den Jahren 1941 bis 1949 besucht Rolf Kutscher zunächst die Landsberger Volksschule und dann von 1949 bis 1953 die Thomas-Müntzer-Oberschule in Halle. Bevor er 1954 sein Studium an der medizinischen Fakultät der Universität Halle aufnimmt, arbeitet Kutscher als Hilfspfleger in der Heilanstalt für Knochen-Tuberkulose in Carlsfeld. Im Jahre 1954 wird in Landsberg die Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde-Denkmalpflege" gebildet, zu deren aktiven Mitgliedern Rolf Kutscher von Anfang an zählt. Sowohl sein Vater, der Landsberger Orthopädieschuhmacher Arthur Kutscher, als auch gute Freunde bestärken Kutscher darin, die Geschichte seines Heimatortes und der näheren Umgebung zu erforschen.
Der frühere Pfarrer und Heimatforscher Gottfried Sehmsdorf schätzt die Arbeit Rolf Kutschers sehr. Nach seiner Einschätzung ist Kutscher derjenige, der über viele Jahre, "erstmalig im großen Stil alles zusammengetragen und erkundet (hat), was auch nur am Rande mit der Geschichte des Ortes zu tun haben konnte". Sehmsdorf bescheinigt Kutscher darüber hinaus, daß jener in seiner Forschungsarbeit stets um Wissenschaftlichkeit der Methoden bemüht gewesen sei.
Im Mittelpunkt der Arbeit Kutschers steht die Landsberger Stadtgeschichte. Dabei beschäftigt ihn die Geschichte von Burg und Doppelkapelle im Mittelalter ebenso wie das Leben in Landsberg in den folgenden Jahrhunderten. Für viele Rätsel, auf die Rolf Kutscher in seiner Arbeit zur Burg Landsberg stößt, kann er noch keine Lösung anbieten, aber er benennt die Probleme und bereitet damit den Boden für eine völlig neue Sicht der Dinge, insbesondere auch für Gottfried Sehmsdorf. Die Texte der Ausstellung des 1959 in der Landsberger Bahnhofstraße eröffneten Heimatmuseums "Bernhard Brühl" tragen deutlich die Handschrift Rolf Kutschers.
Gemeinsam mit dem Landsberger Apotheker und Museumsleiter Heinz-Walther Borgass unterhält Rolf Kutscher in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts einen intensiven Schriftverkehr mit Paul Sannemann. Der Heimatfreund und ehemalige Landsberger Museumsleiter lebt inzwischen in Westdeutschland und ist gern bereit, die Landsberger Heimatfreunde in ihrer Arbeit zu unterstützen. So kommt es u. a. zu einem regen Austausch über den sogenannten "Turnierteppich von Valenciennes". Sannemann kann den Landsberger Heimatfreunden über dessen Beziehungen zu Landsberg Auskunft geben. Sie erfahren so, daß im Museum von Valenciennes in Frankreich ein mit Wappen geschmückter Wandteppich aufbewahrt wird, der ein Turnier darstellt. In seiner Umrandung sind 20 Wappen eingestickt. Das Wappen in der linken oberen Ecke ist das Landsberger Wappen, mit seinen blauen Pfählen auf goldenem Grund. Der Teppich ist in die Zeit Kaiser Maximilians I. (1493-1519) datiert.
1960 erhält Kutscher seine Approbation als Arzt und tritt die Pflichtassistenz in der Kinderabteilung des Bitterfelder Kreiskrankenhauses an. Anläßlich der 1000-Jahrfeier der Stadt Landsberg ist er 1961, als redaktioneller Mitarbeiter, maßgebend an der Programmgestaltung beteiligt. Der Rat der Stadt Landsberg läßt anläßlich der Feierlichkeiten die von Kutscher verfaßte "Geschichte der Burg und Stadt Landsberg, I. Teil" drucken.
In den Jahren 1962 bis 1967 absolviert Rolf Kutscher seine Facharztausbildung in der Inneren Abteilung des Krankenhauses Carlsfeld. Im Jahre 1963 promoviert Kutscher. Im selben Jahr ist er in entscheidendem Maße an der Erarbeitung der Drehbücher, der Entwürfe für Karten sowie an der Bereitstellung der Texte für die in der Landsberger Doppelkapelle entstehende Dauerausstellung beteiligt. 1965 wird diese Dauerausstellung mit der von Kutscher erarbeiteten Fotoausstellung "Romanische Doppelkapellen" erweitert. Für seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Erforschung der Heimatgeschichte, wird Rolf Kutscher, anläßlich des 15-jährigen Bestehens der Natur- und Heimatfreunde im Deutschen Kulturbund, 1965 die Ehrennadel für heimatkundliche Leistungen verliehen.
Von 1968 bis 1971 arbeitet Dr. Rolf Kutscher als Oberarzt der Inneren Abteilung des Krankenhauses Carlsfeld. Mit Ehefrau Margarete und zwei Kindern zieht er 1972 nach Ludwigsfelde. Dort übernimmt er eine leitende Tätigkeit im Ludwigsfelder Krankenhaus. Für Kutscher kein Grund, die Intensität seiner Arbeiten zur Erforschung der Landsberger Heimatgeschichte zu drosseln, ganz im Gegenteil. Der 2. Teil seiner Abhandlung zur Geschichte Landsbergs ist 1974 bereit zum Druck, erhält aber seitens der SED- Kreisleitung Saalkreis, wegen "ungenügender sozialistischer Aussage", keine Druckgenehmigung.
Am 12. April 1975 verstirbt Rolf Kutscher. Sein früher Tod, ein schwerer Schicksalsschlag für die Familie, reißt ihn auch aus seiner Forschungsarbeit und läßt so manche aufgeworfene Frage unbeantwortet. Am 16. April 1975 wird Rolf Kutscher auf dem Waldfriedhof Ludwigsfelde beigesetzt. Er hinterläßt zahlreiche Manuskripte, so die Abhandlungen: "Landsberg im 10.-14. Jahrhundert", "Landsberg 1800-1975", "Romanische Doppelkapellen", "Geschichte der Arbeiterbewegung" sowie "Geschichte des Krankenhauses Carlsfeld". Auf Initiative des damaligen Landsberger Museumsleiters Heinz-Walther Borgass wird 1980 das Manuskript "Landsberg im 10.-14. Jahrhundert" in Druck gegeben. Auch der spätere Druck der Broschüre "Romanische Doppelkapellen" im Jahre 2006 geschieht auf Initiative von Heinz-Walter Borgass.
Quellen: