Majestätisch drehen sich die Flügel der über 130 Jahre alten Bockwindmühle im Landsberger Ortsteil Plößnitz im auffrischenden Wind. Im Inneren überträgt ein riesiges Kammrad die Kraft auf Mühlstein, Siebanlage und bei Bedarf auch mehrere andere nützliche Arbeitsgeräte. Manchmal wird hier sogar noch ein Sack Schrot gemahlen.
„Eine Mühle darf nicht knarksen", verrät der Enthusiast Helmut Notzke, der sich nach der Wende als Pensionär seinen langjährigen Traum von der eigenen Windmühle erfüllt hat. Nahezu lautlos müsse der Betrieb erfolgen, dann sei der Mechanismus, der auch heute noch u. a. aus zahlreichen hölzernen Zahn- und Kegelrädern sowie ledernen Transmissionsriemen besteht, intakt. Im Herzen der Mühle dreht sich auf der Flügelwelle ein Rad, das der studierte Mühlenbauingenieur aufgrund seiner Abnutzungsspuren auf ein Alter von mehr als 400 Jahren schätzt: „Entweder wurde es aus einer anderen Mühle herangeschafft oder man hat das Mühlrad der Vorgängermühle verwendet", erklärt er. Denn schon früh taucht Plößnitz als Mühlenstandort mit dazugehöriger Mühlenschänke in der Ortschronik auf, wie Heimatforscher Manfred Thon herausgefunden hat. Er vermutet die Gründung schon im 11./12. Jahrhundert. Einen ersten schriftlichen Nachweis fand er im Landesarchiv Sachsen-Anhalts allerdings erst für das Jahr 1729.
In seiner Werkstatt erklärt Helmut Notzke das Prinzip der Bockwindmühle: Der Hausbaum der 40 Tonnen schweren Mühle ruht elastisch gelagert auf 4 schräg zur Mitte laufenden Streben, dem Bock. Das so optimal verteilte Gewicht gibt ihr die Standfestigkeit. Der Hausbaum selbst trägt auf zwei Lagern den in den Wind drehbaren Mühlenkörper.
Mitten im Gespräch erhält Helmut Notzke Besuch, ein Bekannter liefert einige Säcke Korn ab. Auch er zeigt sich begeistert für das technische Schauspiel und die Geschichte dahinter. Helmut Notzke wird das Korn zu Schrot mahlen. Früher wurden hier pro Stunde bis zu 300 kg Schrot und pro 24 h 2000 kg Mehl gemahlen. Richtiges Mehl zu mahlen, wäre theoretisch möglich, liefert aber aufgrund der nötigen Reinigungsgänge bei Kleinstmengen kein für Lebensmittel verwendbares Ergebnis. Es ist auch eher das technische Denkmal, das der Mühlenbetreiber liebevoll in Schuss hält und manchmal zu Vorführungen in Gang setzt.
"Wenn die Luke geöffnet ist, ist der Müller da", meint Helmut Notzke. Er führt spontane Besucher gern durch seine Bockwindmühle. Einen festen Öffnungs-Termin gibt es mit dem Deutschen Mühlentag im Mai. Für Führungen und Fragen der Besucher steht Helmut Notzke dann meist von ca. 9-18 Uhr bereit. Das benachbarte Bio-Obstbauerngut lockt dann traditionell mit einem "Mühlenimbiss".
Adresse: Bockwindmühle Plößnitz, Zur Windmühle, 06188 Landsberg OT Plößnitz
Mehr Infos: Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e. V.