Es ist noch gar nicht so lang her, dass die Bauern mit der Sichel auf die Felder zogen und mit dem Dreschflegel das geerntete Korn aus den Ähren gewannen. Da war es schon eine große Erleichterung, als Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Landmaschinen einen Teil der harten Feldarbeit übernahmen. Von Traktoren gezogene oder über Riemen angetriebene Ungetüme begannen ratternd Stroh und Weizen zu spucken.
Durch moderne Mähdrescher mit GPS-Steuerung und oft mehr als neun Metern Schnittbreite ist die Technologie, die noch in den 50er Jahren die Felder beherrschte, längst in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund haben Mitglieder des Fördervereins Klepziger Kirche e.V. einige der historischen Maschinen liebevoll restauriert und führen in Schau-Einsätzen ihre Funktionsweise vor. Den Rahmen setzt das zweijährlich veranstaltete Queiser Dreschfest auf dem Hof des Landwirts Georg Scheuerle.
Es ist ein Schauspiel, wenn Ludwig Herwig (Bild rechts) den alten Lanz Bulldog mit der Lötlampe zum Leben erweckt. Die Glühkerze war 1937 noch nicht erfunden, als der Traktor gebaut wurde und auch sein heutiger Besitzer das Licht der Welt erblickte. Der pensionierte Technik-Fan aus dem nahen Peissen hat das Gefährt so hergerichtet, dass man denkt, es wäre eben erst vom Band gelaufen. Statt Anlasskurbel wird nun das Lenkrad zweckentfremdet. Es braucht einige kraftvolle Umdrehungen der Schwungscheibe, dann durchzieht ein Beben den Traktor und lässt ihn munter losknattern.
Bereits zuvor hat man die Dreschmaschine in Position gebracht und in Waage gestellt. „Das ist wichtig, sonst läuft der Riemen vom Antriebsrad herunter", erklärt Hans-Günther Hirschfelder. Der Mann im blauen Arbeitskittel hat die alten Gerätschaften noch in seiner Ausbildung zum Landmaschinentechniker kennengelernt und kann sie nach Gehör justieren. Auch er ist wie Ludwig Herwig so alt wie die Maschine. „Witt u. Krüger Halle (S.)" steht auf dem verwitterten Holz. Das Baujahr lässt sich auf 1936 datieren.
Der Traktor läuft nun rund, der Riemen wird um die Leerlaufscheibe des Motors gelegt. Polternd setzt sich die Dreschmaschine in Gang. Oben stehen zwei Vereinsmitglieder, die Getreidegarben in die Öffnung werfen. Die Bündel fallen in die Dreschtrommel und werden von Schlagleisten bearbeitet. Das Trommelsieb lässt nur die Weizenkörner durch seine Maschen. Der Rest wandert weiter zur Schütteleinheit, die noch einmal sauber das Spreu vom Stroh trennt und beides nach draußen befördert. Dort stehen Reiner Schönigan und Hans-Günther Hirschfelder und schichten das hervorwirbelnde Material zu schnell wachsenden Bergen auf. Der ausgedroschene Weizen hingegen wird von einem Elevator zur Abfülleinheit transportiert. Hier ist Daniel Kaltenbach als „Absacker" eingeteilt. Mehrere Bürsten und Siebe trennen noch einmal den Weizen vom letzten Spreu. Der mit Getreide gefüllte Anhänger leert sich sichtlich und schon bald stehen die gefüllten Säcke neben der Maschine.
Auch die Ernte der für die Vorführung benötigten Garben erfolgt übrigens nach alter Methode. Dann setzt sich Hans-Günther Hirschfelder einige Wochen vor dem Dreschfest auf einen historischen Mähbinder und lässt sich von Vereinschef Thomas Mühlbauer und dessen kleinem Deutz-Traktor über das Feld ziehen.