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Alpakafrech: mein 6. Geburtstag

Die Alpakas Fred und Egon führen durch eine bunte Geburtstagsreise mit pädagogisch wertvollen Lernspielen, Zahnkalender und lustigen Rätseln sowie einem Rezept und einen Experiment. 

Die Schwichermutter

Die Schwichermutter

Hans-Joachim Schramm

Die Schwichermutter

Weihnachtliches Landsberg - mit Weihnachtsbaum und festlich geschmücktem Rathaus auf dem Marktplatz (Foto: Henning Mertens)
Weihnachtliches Landsberg - mit Weihnachtsbaum und festlich geschmücktem Rathaus auf dem Marktplatz (Foto: Henning Mertens)

Die schöne Adventszeit, die Erwartung auf das Weihnachtsfest, war etwas Besonderes in den Dörfern 'und Städten des Saalkreises. Brachte doch diese Zeit etwas Abwechslung in den sonst so tristen Alltag.

Es war das Jahr 1974, also noch tiefste DDR-Zeit. Der Handel der HO schmückte die Schaufenster und die Räumlichkeiten der Verkaufsstellen weihnachtlich. Das Angebot war auch etwas besser, als es sonst das ganze Jahr über war. Sogar Bananen und Apfelsinen waren im Angebot, wenn auch nur sehr begrenzt. Die Menschen hatten zufriedene Gesichter und freuten sich über alles, was es an besonderen Dingen gab. Nicht nur die Apfelsinen, die Pulsnitzer Lebkuchen, die Wurzener Schokotäfelchen oder die Gewürzgurken aus dem Spreewald waren es. Kulturelle Veranstaltungen und kleine Weihnachtsmärkte erfreuten die Bevölkerung des Saalkreises.

In Landsberg hatten die Verantwortlichen der HO sich etwas einfallen lassen. Von den Gebrauchswerbern, den Dekorateuren und Plakatmalern des HO- Betriebes wurden die Verkaufsstellen weihnachtlich dekoriert und neue Firmenschilder gefertigt. Der Höhepunkt war ein kleiner Weihnachtsmarkt. Mit viel Liebe gestalteten die Dekorateure die Verkaufsbuden.

Nun tat die Leitung der HO auch etwas für ihre Mitarbeiter. Alle Kollegen der HO, die Kinder hatten, wurden zu einer Kinderweihnachtsfeier eingeladen. Für alle gab es Geschenke, Kakao, Kaffee und Weihnachtsstollen.

Die Mitarbeiter der Werbeabteilung führten zu dieser Veranstaltung Hansel und Gretel als Puppenspiel auf. Zu diesem Zweck hatten sie in tagelanger Arbeit herrliche Kulissen für die Buhnenbilder angefertigt. Scheinwerfer beleuchteten die Puppenbühne und mit Tonbandmusik aus Humperdincks Oper Hansel und Gretel wurde das Spiel musikalisch untermalt. Als Handpuppen dienten wertvolle Stoffpuppen aus Bad Kösen.

Der Werbeleiter spielte die Rolle des Hansel, des Besenbinders und der Hexe. Die Rolle der Frau des Besenbinders und der Gretel übernahm Isolde, eine Gebrauchswerberin, ein aufgewecktes und immer fröhliches Mädchen aus Landsberg. Sie hatte noch nie Puppentheater gespielt, aber sie traute sich die Rolle zu. Der Werbe- und Spielleiter ermahnte, deutlich und hochdeutsch zu sprechen. Fertige Texte gab es nicht. Man sprach aus dem Stegreif. Es klappte auch alles wunderbar. Aber dann kam der Schluss, als die Hexe von Gretel in den Backofen geschoben wurde und jämmerlich sterben musste.

Aus tiefstem Inneren heraus und voller Erleichterung sprach Isolde, die der Gretel ihre Stimme gab, zu ihrem Bruder Hansel: „Ach Hansel, wir hamm awer ein Schwein, dass die Schwichermutter nun endlich tot is".

Die Zuschauer, vor allem die erwachsenen, brachen in helles Gelächter aus. Ein solches Ende des Märchens kannten sie noch nicht!

Erschienen auch in: „Stadt Landsberg - Erzählungen und Geschichten aus dieser Saalekreisregion" von Hans Joachim Schramm aus der Reihe „Sagenhafte Heimat" des Verlages Bodo Schwarzberg (Halle)

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