Am Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre bezeichnete der Saalkreishistoriker Prof. Erich Neuß den Ort Niemberg als ein "wohlgeratenes und schönes Saalkreisdorf". Auch der Landrat von Krosigk fand bei einem Besuch in Niemberg, im Jahre 1902, lobende Worte wegen der positiven Entwicklung des Ortes.
Hier in Niemberg befanden sich schon Ende des 19. Jahrhunderts Landwirtschaft, Industrie, Handwerk, Handel und Versorgung und Kultur in einem Einklang. Das Rittergut und die Bauern wirtschafteten mit gutem Erfolg. In östlicher Richtung der Dorflage entstand ein Industrievorort mit dem damals größten Güterbahnhof des Saalkreises, einer Malzfabrik, einer Molkerei und mit Steinbrüchen in denen gearbeitet wurde. Zur Versorgung der Bevölkerung waren Geschäfte und Handwerker in großer Zahl ansässig. Bis zu drei Ärzte waren ab 1901 in Niemberg niedergelassen. Das zog die Menschen an. Die Bevölkerungszahl stieg zu Beginn des 20. Jahrhunderts unablässig, sodass in Niemberg Wohnungsnot entstand, aber es kaum Arbeitslose gab.
Niemberg war ein relativ wohlhabender Ort. Das hatte auch zur Folge, dass sich in Niemberg Vereine zur kulturellen und sportlichen Betätigung bildeten. Der Kriegerverein gründete sich schon 1871 und ab 1898 gab es den erfolgreichen Männergesangverein. Danach wurden zwei weitere Gesangvereine, ein sozialer Frauenverein, ein landwirtschaftlicher Verein und mehrere kleine Vereine gebildet. Dann, im Jahre 1910, kam es zur Gründung des Turn- und Sportvereins in Niemberg. Nebenher gab es den Kegler- und den Radfahrerverein. Niemberg wurde zum Hauptort der umliegenden Dörfer.
Doch der Nationalsozialismus vernichtete nach 1933 die gewachsenen kulturellen Strukturen. Viele Vereine lösten sich auf. Gesungen wurde nicht mehr altes deutsches Liedgut, sondern Lieder mit nazistischen Hintergrund. Wohin das führte, wurde jedem Deutschen spätestens 1945 bewusst.
Am 23. September 2003 trafen sich etwa 50 Bürger, einer Einladung von wenigen engagierten Niembergern folgend, um über die Kulturarbeit in Niemberg nachzudenken und einen Neuanfang zu machen. Dazu sollte ein altes historisches Gebäude vor dem Verfall gerettet und zu einer Kulturstätte umfunktioniert werden. Wenige der Anwesenden glaubten an ein Gelingen. Doch noch am gleichen Abend traten genau 40 Niemberger, dem eigens zur Rettung des Gebäudes gegründeten Verein „Alte Brennerei- Niemberg e.V." bei. Sie bekundeten den Willen mit zu helfen, aus der Alten Brennerei ein Dorfgemeinschaftshaus zu bauen, um Kultur, Brauchtum und Tradition in Niemberg wieder zu beleben. Eine kleine Weihnachtsfeier für die Mitglieder des Vereins, noch im Jahre 2003, war das Ergebnis einer überwältigenden Mitarbeit, bei der vorläufigen Nutzbarmachung der Brennereiruine. Das Jahr 2004 wurde dazu genutzt, alle vorbereitenden Arbeiten zu einer groß angelegten Sanierung auszuführen. Dazu gehörten vor allem Strom-, Wasser- und Gasanschluss und die Verlegung der Kanalisation.
Die Sanierung der Alten Brennerei begann 2005 mit dem Neubau eines Sanitärtraktes. Schon 2006 wurde die hauptsächliche Sanierung des Gebäudes abgeschlossen. Einige Arbeiten und offene Wünsche blieben Aufgaben der nächsten Jahre. Dazu zählten die Kunst- und Keramikstube im Dachgeschoss und der Ausbau des Gewölbekellers als Club- und Eventräume. Ab 2009, in nur sechs Jahren Bauzeit, konnte sich Niemberg rühmen eine gut funktionierende Kulturstätte zu besitzen.
Schon sehr bald und noch vor Beginn des Umbaues, wurden vom Verein alte Traditionen und das Brauchtum wieder belebt. Zu den großen Veranstaltungen gehörten dann unter anderen, das Maibaumsetzen und die Kirmes. Aber auch neue Ideen flossen mit ein. So wurde auf dem Teich das Badewannenrennen ins Leben gerufen und ein zünftiges Parkfest gehörte nun zu den Sommerveranstaltungen.
Große Kunst erleben die Niemberger und ihre Gäste während Blueskonzerten mit Spitzenkünstlern aus Deutschland und Europa. Die Alte Brennerei hat sich auf dieses Kunstevent spezialisiert.
Über 50 große und kleine Veranstaltungen jährlich standen und stehen in den Veranstaltungskalendern des Vereins der Alten Brennerei und erfüllen Niemberg wieder mit kulturellen Leben.
Fotos: (1) Postkarte aus dem Jahre 1898 im Auftrag des Niemberger Gastwirtes Karl Reinsch, Urheber unbekannt. (2-4) Herbert Kleinau