Fast jeder Hallenser kennt ihn, den „Kachelmann der Saalestadt": Dr. Jurik Müller. Der promovierte Meteorologe moderierte Ende der 90er Jahre die Wettersendung im hallischen Stadtfernsehen und seit Jahren überrascht er die Leser der „Mitteldeutschen Zeitung" jeden Freitag mit seinen Wettervorhersagen für die kommende Woche. Eine beliebte Rubrik, denn es sind keine trockenen Prognosen im hochwissenschaftlichen Stil sondern immer mit zahlreichen Bauernregeln gespickt.
Bauernregeln beruhen auf langjährig gesammelten Naturbeobachtungen unserer Vorfahren. Dabei waren die Bauern besonders auf das Wetter angewiesen. Ihnen fielen gewisse Regelmäßigkeiten auf, etwa in den Wetterabläufen oder in der Entwicklung von Getreide oder Obst. Ihre Beobachtungen hielten sie in Reimen fest. Mit der Christianisierung wurden diese Bauernregeln dann meist auf die Namenstage von Heiligen bezogen. Auch die so genannten Lostage, feststehende Tage im Kalender, erlaubten nach altem Volksglauben Wettervorhersagen und Prognosen über die bevorstehende Ernte. Meist sind diese Wetterregeln aus dem Volksmund, amüsant und heiter.
Jurik Müller, mit Bauernregeln vertraut wie kaum jemand, hat nun alten Wetterregeln und seine jahrelangen Naturbeobachtungen in eigene Reime geschmiedet. Dabei hat er auch Namenstage von bisher weniger bekannten Heiligen herangezogen. So sind aus seiner Feder ca. 1000 Bauernregeln, Wettersprüche und Lostagsreime entstanden, die jetzt im Rostocker BS-Verlag erschienen sind.
„Erst, wenn der Holunder ausschlagen tut, nimmt der Nachtfrost seinen Hut", mahnt z.B. ein Aprilspruch die übereifrigen Kleingärtner oder Wintersportfreunde werden mit „Hält die Augustsonne den Himmel sauber, bringt uns der Winter viel Flockenzauber" bereits im August auf die weiße Pracht vertröstet.
In seinem Vorwort verweist Jurik Müller auf seine Absicht, das Interesse an den Bauernregel neu zu beleben und den Leser offener für das Denken des Landmanns in früheren Zeiten zu machen. Das ist dem Autor überaus gut gelungen, so ist den zwölf Monatskapiteln jeweils ein kurzer Einführungstext vorangestellt und die Namens- und Lostage werden für den Laien auch angeführt.
Das Buch ist eine humorvolle Wanderung durch die Jahreszeiten, das durch die liebevollen Illustrationen von Werner Schinko zusätzlich zum Nachdenken und Schmunzeln einlädt. Auf den 236 Seiten kann man in die Wetter-Welt unserer Vorfahren eintauchen und erfährt nebenbei Interessantes zu Wetter und Brauchtum. Mag mancher auch angesichts moderner Satellitenbeobachtung Bauernregeln als folkloristische Nostalgie abtun, dem sei gesagt: Bauernregeln sind sicher nicht zutreffender als die Hightech-Wetterberichte, aber sie sind unterhaltsamer!
Bauernregeln, Wettersprüche, Lostagsreime
BS-Verlag Rostock 2008,
236 S., 19,50 €,
ISBN 978-3-86785-006-3