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Lebendige Nachbarschaft und Integration

so heißt die erste Ausgabe unserer neuen Zeitschrift

FLECHTWERK - Lebebendige Nachbarschaft und Integration

Die Deutschen sind ofener geworden und haben gleichzeitig mehr Sinn für Heimat, Familie und Nachbarschaft entwickelt. Es müssen neue Wege gesucht werden, um Ausgrenzung und Anonymität zu verhindern.

War Luther hier?

Inge Fricke

Museumsmitarbeiter Gunter George beim Anbringen der Lutherplakette (Foto: Jan Scheunemann)
Museumsmitarbeiter Gunter George beim Anbringen der Lutherplakette (Foto: Jan Scheunemann)

Seit dem 28. Januar 2016, ziert eine besondere Plakette die Südfassade der Landsberger Doppelkapelle "Sanctae Crucis". Die Gestaltung der Plakette basiert auf einem Kupferstich von Lucas Cranach d. Ä. aus dem Jahre 1520. Sie zeigt Luther als Mönch, drei Jahre nach dem Anschlag der 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche. Unter dem Porträt stehen die Worte "Luther war hier", welche sich an der Handschrift Luthers orientieren. Mit dem Anbringen dieser Plakette zählt die Landsberger Doppelkapelle nun offiziell zu den mehr als 60 Lutherorten in 33 Städten und Gemeinden Sachsen-Anhalts.

Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums 2017 rief das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, in Kooperation mit der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, das Projekt "Luther war hier" ins Leben. Das Projekt will auf die Orte in Sachsen-Anhalt aufmerksam machen, an denen sich Martin Luther nachweislich aufgehalten hat. Es integriert aber auch Orte, an denen er sich aufgehalten haben soll und mit denen sich bis auf den heutigen Tag zahlreiche Luther-Legenden verbinden.

Eine solche Legende verbindet sich auch mit unserer Landsberger Doppelkapelle. Auf seiner letzten Reise, von Wittenberg nach Eisleben, wo er am 18. Februar 1546 starb, soll Martin Luther am 24. Januar 1546 in der Landsberger Doppelkapelle übernachtet haben. Dort soll er sich, laut protestantischer Geschichtsschreibung des 18. Jahrhunderts, mit den Worten "Lieber Gott von Ewigkeit/ Erbarm dich deiner Christenheit/ So seufzet mit Hand und Mund/ Martin Luther, D." verewigt haben. In der Doppelkapelle wird eine Tafel aufbewahrt, welche anläßlich des 400. Geburtstages von Martin Luther, am 10. November 1883, von F. Fritsch gestiftet wurde. Darauf steht Folgendes (inkl. Schreibfehler beim Wort "schrieb") zu lesen: "Hier stand Luther und scbrieb:/ O großer Gott von Ewigkeit/ Erbarm Dich Deiner Christenheit/ Das bittet mit Herz und Hand/ Martinus Luther.". Wo genau Luthers Worte gestanden haben sollen, ist ebenfalls unterschiedlich überliefert. So heißt es einmal, der Spruch habe an einer Kapellenwand gestanden, ein anderes Mal soll er an der Marmorsäule in der Oberkapelle entdeckt worden sein. Zu sehen ist heute leider nichts mehr davon, an keiner der genannten Stellen.

War Luther hier? Hat er tatsächlich in der Doppelkapelle übernachtet, einen Spruch hinterlassen und möglicherweise sogar gepredigt? Oder gehört sein Aufenthalt ins Reich der Legenden? Wissenschaftlich nachweisen läßt sich ein Aufenthalt bisher wohl nicht, aber "Wo Rauch ist, ist auch Feuer.", weiß schon der Volksmund zu berichten. Ein Grund, warum sich für das Jahr 1546 keine autorisierte Bestätigung eines Aufenthaltes finden lässt, ist eventuell ein Abschreibfehler bei der Jahreszahl. So weisen wohl auch Quellen auf das Jahr 1536 als mögliches Aufenthaltsjahr hin. Vielleicht bringt ja die neu entflammte Lutherforschung irgendwann doch noch Licht ins Dunkel.

Auf jeden Fall kann sich die Stadt Landsberg über die zusätzliche überregionale Aufmerksamkeit für ihre einzigartige Doppelkapelle freuen, welche sie mit dem Projekt "Luther war hier" gewinnt. Als Teil der "Straße der Romanik" und als letzte Zeugin mittelalterlicher Größe der Stadt, unter der Adelsfamilie der Wettiner, genießt "Sanctae Crucis" schon jetzt große Aufmerksamkeit in Nah und Fern.

Inge Fricke, Museum Landsberg/
Imagebroschüre "Luther war hier"

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